Geschichte & Hausgeist

Die Geschichte

Aus Markgräflichem Sandstein, wie das benachbarte, weltberühmte
Bibiena- Opernhaus gebaut, mit 2 Jahrhunderten edler Gästevergangenheit erfüllt, vom Großherzoglichen Hessischen Wappen beschirmt, von Gästen aller Nationen als ihr persönliches Ersatz-Zuhause geliebt. Der Goldene Anker war und ist für viele Besucher der ideale Ankerplatz für ihren Bayreuth- Aufenthalt.

Der Name des Hauses zeugt von der Markgräflichen Leidenschaft, sich Seeschlachten in ihrem eigens dafür angelegten, künstlichen See zu geben. Dieser lag im bis heute authentischen und sehenswerten, historischen Stadtteil Sankt Georgen. Bereits 1841 wird der Anker im ältesten Bayreuth- Führer als „reinlich, geräumig und elegant“ gepriesen. Keine fünfzig Jahre später wird er als erstes Haus am Platz erwähnt. Herzoginnen, Prinzessinnen, Königinnen geben sich nun die Ehre. Und die Tische biegen sich. Fürstlich selbstverständlich. Von Russischem Kaviar, Rheinsalm à l´ Anglaise, Kalbsvögel, Pommerscher Gänsebrust, so auf der Tafel zum Geburtstag des Prinzregenten Luitpold, fünf Jahre vor der Jahrhundertwende. Und auch bei den Bürgern Bayreuths ist der Tisch nicht weniger erlesen gedeckt. Das heutige Bild der Anker- Restauration wurde 1927 durch den Bayreuther Architekten Adolf Schmoll maßgeblich geprägt, der das Erdgeschoß grundlegend im Stil des Art- Déco veränderte. Bis heute sind die Räume eine Sehenswürdigkeit geblieben, die den anspruchsvollen Gast begeistert.

Der Hausgeist

Das Anker-Haus. Jahrhunderte alt ist seine Tradition, Jahrhunderte alt sind seine Mauern. Überall weht sanft der Hauch vergangener Zeit - es ist weiser Zeuge alter und neuer Geschichte.

Man vermutet vielleicht schon, daß in solch altem Gemäuer wie dem guten Anker ein geheimnisvolles, spirituelles Wesen auch nicht lange auf sich warten läßt. Dieser Geist läßt sich gerne nachspüren, wenn man fühlt, dass eine solche Erscheinung auch existiert- das Haus und seine Mauern, seine Aura geben ihm Raum. Er begleitet seine Menschen - er wohnt im Haus, er wacht, und unter Umständen witzelt er sogar über Gast und Hausherren und spielt diesen kleine lustige Streiche. Vorausgesetzt natürlich, er ist guter Dinge. Und vorausgesetzt, man respektiert sein Dasein. Mit viel Charme und Beharrlichkeit überzeugt und bezaubert er den Misstrauischen…Und mit viel Glück bekommt man ihn sogar einmal zu Gesicht. Mancher Stammgast des Hauses berichtet von solchem Vorfall. So kann es zum Beispiel sein, daß sich eine Türe grundlos schließt, die gerade noch geöffnet war. Oder es sich dieselbe knarrend öffnet, obwohl man sie verschlossen wähnte. Manch schönen Abends nimmt er auch gerne Anteil am Genuss in geselliger Runde. Einmal trug es sich zu, dass sich eine fein polierte Kanne mit gesüßtem Earl Grey auf wundersame Weise, wie mit unsichtbarer Hand, in eine Teetasse entleerte. In der Runde konnte dann nur noch ein genüssliches Schlürfen vernommen werden. Ein Hausgeist - Ein Irrtum? Wohl kaum - in Anbetracht der langen Zeit, die dieser Geist schon hier überdauert und immer neue Generationen und ihre Schrullen duldet. Nein, kein Gespenst, das einen erschaudern läßt, will er sein. Er ist, was er ist und immer war: ein liebenswürdiger Geist, eine alte Seele, die zum Innehalten ermahnt, Geschehnisse mit Distanz beobachtet und dann auf seine höchst eigene Weise kommentiert. Ein guter Hausgeist der alten Schule also, ein Wesen ohne E-Mail Adresse und Mobiltelefon. Eine Wohltat für unsere Gegenwart.

Es lohnt sich - jedes Jahr erneut - im „Anker“ als Gast „vor Anker“ zu gehen.

Konstanze Vernon